OK, einem Radfahrer steht es also nicht zu, sich sicher im Straßenverkehr zu bewegen?
Es ist doch gleich, ob sich ein Arbeiter zum Mähen am Straßenrand befindet, oder ein Radfahrer (noch dichter an rasenden Autos) auf der Straße. Beide sind ungeschützt und haben nur Stoff zwischen ihrer Haut und dem Blech der Autos.
Natürlich steht es das jedem zu, auch Radfahrern.
Der Unterschied ist, der Arbeiter mit der Sense am Straßenrand stellt eine ungewöhnliche Situation dar.
Er bewegt sich nicht im Straßenverkehr mit, und er oder seine Arbeitsbewegung kann sich unvermittelt und unvorhersehbar ändern, weswegen solche Situationen besondere Aufmerksamkeit erfordern.
Nicht selten wird deswegen bei Mäharbeiten auch temporär die gesamte Geschwindigkeit herabgesetzt, ein weiterer Indikator dafür, dass hier ein besonderes Gefahrenpotenzial herrscht.
Ich weiß nicht, wie das bei euch in Hessen aussieht, aber hier bei uns stellen Radfahrer keine außergewöhnliche Verkehrssituation dar.
Heißt jetzt nicht, dass man Radfahrer komplett missachten darf (scheinbar muss man das wohl noch dazu erwähnen), aber es handelt sich eben nicht um ein Ereignis, vor dem man noch explizit warnen müsste.
Die meisten Radfahrer bewegen ihr Fahrrad linear zur Fahrtrichtung, und vollziehen nur selten abrupte, nicht vorhersehbare Bewegungen (und wenn doch, hilft auch die beste Warnweste nichts mehr).
Das ist ein großer Unterschied.
Hast Recht, ich suche es mir aus, mich mit dem Radfahren als Berufspendler (nicht zum Freizeitvergnügen) in Gefahr zu begeben.
Du wirst lachen, aber im Grunde: Ja.
Es ist deine freie Entscheidung, mit dem Fahrrad zu fahren, oder stattdessen mit dem Auto oder den ÖPNV, oder per Anhalter, oder sonstwie.
Es ist deine Entscheidung, die gefährliche Straße zu nutzen, statt einen sichereren Weg, auch wenn dieser vielleicht einen großen Umweg bedeutet.
Es gäbe viele Möglichkeiten für Dich, das Radfahren auf einer gefährlichen Straße zu vermeiden (ob und wie sinnvoll diese für dich sind, steht auf einem anderen Blatt).
Aber, grundlegend kannst kannst du frei darüber entscheiden.
Das kann der Arbeiter am Straßenrand nicht.
Klar, er könnte sich einen Job suchen, wo er das nicht muss (was, nebenbei erwähnt, auch auf deine Situation anwendbar wäre), der springende Punkt ist aber, wenn er es nicht tut, muss es zwangsläufig jemand anderes machen, womit dieses Ereignis zu einem unvermeidbaren wird.
Und du kannst mir glauben, die Rettungshelfer an einer Unfallstelle wären mit Sicherheit auch lieber woanders.
Von denjenigen, die in den Unfall verwickelt wurden, ganz zu schweigen.
Und mal im Ernst, der Spruch mit der lebenswerten Zukunft deiner Elnkel ist nicht mehr als Augenwisscherei.
Der Planet lässt sich nicht von Hessen aus retten, solange es noch Länder gibt, in denen man in den Flüssen problemlos seine Fotos entwickeln kann, ist es global gesehen nur ein Mückenschiss, ob du deine 5 Kilometer Arbeitsweg jetzt mit dem Fahrrad oder mit einem V8-Diesel-Pickup zurück legst.