Und genau den Leuten, die die hundertste Warnweste als irrelevant ansehen oder auch nur dazu neigen gehört der Führerschein entzogen.
Dem kann ich nicht widersprechen.
Dennoch ist es leider ein Fakt, dass Warnsignale ihre Wirkung verlieren, wenn sie zu oft eingesetzt werden.
Das Signal verliert dann das Außergewöhnliche, und wird immer weniger mit wirklichen Gefahrenstellen assoziiert.
Beachte bitte die Geschwindigkeit eines Fahrradfahrers, die für gewöhnlich deutlich langsamer, als die eines Autofahrers ist.
Dann beachte aber bitte auch, dass der Arbeiter mit seiner Motorsense noch weitaus langsamer ist als der Radfahrer.
Plus, er kann sich auch entgegen der Fahrtrichtung bewegen. Oder quer dazu. Oder unvermittelt wieder was ganz was anderes machen.
Das ist eine gang andere Situation als ein Radfahrer, der sich am Straßenrand linear zur Fahrtrichtung bewegt.
Bei dem kann ich gut abschätzen, wie seine weiteren Bewegungen ausfallen werden.
Ein Radfahrer auf einer Straße ist in meinen Augen auch nichts außergewöhnliches.
Der Straßenarbeiter ist hingegen kein alltägliches Bild.
Ich kann seine Bewegungen nur schwer abschätzen, unter Umständen ist er nicht dazu in der Lage, den fließenden Verkehr zu beachten (etwa wegen Sicht- und Gehörschutz, oder aufgrund der Konzentration auf seine Arbeit) , oder ich muss gar damit rechnen, dass er versuchen wird, mir Anweisungen über Handzeichen zu geben.
DAS sind unvorhersehbare Situationen, vor denen gewarnt werden sollte.
Sorry, aber wer und vor allem warum nimmt sich das Recht anderen vorschreiben zu wollen, wie sie sich beim Bewegen eines Fahrrades anziehen?
Wie ich schon sagte, gibt es keinerlei Vorschriften darüber, wann eine Warnweste zu tragen ist, oder wann nicht.
Ansonsten kann der gesunde Menschenverstand schon viel dazu beitragen, indem ich mich schlichtweg nicht schwarz in schwarz gekleidet Nachts in den Straßenverkehr begebe.
Bereits z.B. ein gelber Regenmantel kann die Sichtwirkung bei Nacht enorm erhöhen, als Schulanfänger hatten wir damals orange Mützen bekommen, und auch diese quietschbunten Trikots dieser Rennradfahrer kann man recht gut im sonstigen Grau erkennen.
Klar, die 80er sind vorbei, grelle Farben sind out, und man kann es ja niemandem mehr zumuten irgendwelche Signalfarben zu tragen...
Mir ist auch schon ein paarmal positiv aufgefallen, dass ein Radfahrer deutlich besser erkannt wird, wenn er auch tagsüber mit Licht fährt.
In Zeiten von batteriebetriebenen LED-Leuchten mit Zulassung für unter 30€ mit Sicherheit kein unzumutbares Unterfangen.
Es gibt auch Fahrradhelme mit integrierten Rückleuchten, selbst die grelle Farbe eines solchen Helmes kann die Sichtbarkeit deutlich erhöhen.
Stichwort Beleuchtungseinrichtungen am Fahrrad:
Sofern korrekt angewendet, haben Leuchten und Reflektoren an Fahrrädern (oder Helmen) alle die gleichen Eigenschaften:
Nach vorne weiß, nach hinten rot, zur Seite orange.
Bei einem roten Licht kann ich sofort sagen, dass sich das Fahrzeug in meiner Fahrtrichtung bewegt, und der Fahrer höchstwahrscheinlich keinen Blickkontakt mit mir hat.
Ist es weiß, kommt es mir entgegen, und die Chance ist hoch, dass auch er mich wahrnimmt.
Wenn mir aber von einer Warnweste weißes Licht entgegen reflektiert wird, kann ich zunächst mal garnicht einschätzen, worum es sich handelt.
Ist es ein Fahrrad oder ein Waldarbeiter?
Muss ich mich auf eine Gefahrenstelle einstellen, oder handelt es sich nur um einen Verkehrsteilnehmer, an dem gefahrlos vorbeigefahren werden kann?
Kommt er mir entgegen, oder bewegt er sich mit dem Rücken zu mir?
Am Auto würde ein großflächiger, nach hinten gerichteter weißer Reflektor wegen genau dieser schlechten Einschätzbarkeit als Verkehrsgefährdung gewertet werden und sofort zum Verlust der Betriebserlaubnis führen (ist leider kein Witz).
Meiner Meinung nach gehört da eigentlich kräftig nachgelegt mit den Vorschriften.
Den Bedürfnissen von Fahrradfahrern könnte etwa damit entgegnet werden, indem man spezielle Westen einführt, die nach hinten rot reflektieren.
Damit wären sie besser als Verkehrsteilnehmer zu identifizieren, und könnten auch nicht mehr mit Gefahrenstellen verwechselt werden.