Vom Preiswahnsinn sind wir zumindest bei Lego noch weit entfernt, eine Kilowattstunde Gas z.B. kostet derzeit ca. 30 Cent, vor genau einem Jahr waren es ca. 6 Cent, das ist Wahnsinn! Die Überschrift kann ich daher nur so interpretieren, dass man eben ein paar tausend Euro zusätzlich für Heizung, Sprit oder Lebensmittel einplanen muss, und dafür vielleicht auf ein paar teure Sets wie z.B. die 10294 Titanic für 629,99 € oder 14 Tage Malediven verzichtet.
Preisgestaltung bzw. Preiserhöhungen sind angesichts der Umstände durchaus angemessen, ich kann sie nur nicht im Detail nachvollziehen. Der 75313 AT-AT z.B. kostet ebenso wie der 75192 Millennium Falke zukünftig 849,99 € statt 799,99 € oder ca. 6 % mehr, das eine Set ist aber relativ neu und das andere von 2017. Der AT-AT hat außerdem ca. 10 % weniger Teile, dafür zwei Minifiguren mehr, darunter allerdings fünf identische Snowtrooper, was sich in etwa ausgleichen sollte. Hier sind also quasi 10 % Preissteigerung seit 2017 durch die geringere Anzahl an Teilen bereits eingeflossen, oder anders ausgedrückt hätte der AT-AT vor fünf Jahren nur 719,99 € kosten dürfen.
Entsprechend macht auch eine weitere Preiserhöhung um 6 % Sinn, wenn man die UVP bis 2024 oder 2025 nicht nochmal ändern möchte, allerdings müsste dann entweder der Falke bereits um die 900 € kosten, oder der AT-AT war bereits maßlos überteuert und sollte 10 % unter dem Falken oder etwas unter 800 € liegen. Es ist aber sicher legitim, beide Sets um 50 € zu erhöhen, statt das eine um 100 € und das andere gar nicht. Und nimmt man z.B. den 10030 Star Destroyer von 2002 für damals ca. 250 € UVP und rechnet mit 2% Inflation pro Jahr, wäre man heute bei ca. 370 € oder 11,9 ct/Teil statt 8 ct/Teil, was dann auch ziemlich genau zwischen Falken und AT-AT liegen würde.
Das Thema mit den Preisen ist also auch nicht wirklich neu, sondern schon mindestens 20 Jahre alt, auffällig ist diesesmal aber, dass nicht nur erstmals eine Vielzahl bereits veröffentlichter Sets teurer wird, sondern man Preiserhöhungen von 20 bis 25 % fast ausschließlich bei ICONS, IDEAS oder Lizenzthemen findet, man also offenbar bei beliebten Sets besonders tief in die Tasche greifen möchte. Das sieht man auch sehr schön bei kleineren Sets wie z.B. der City Polizeistation und dem 75329 Death Star Trench Run für jeweils 59,99 €. Beide sind ja erst 2022 erschienen, dass eine soll jetzt aber 8% mehr kosten oder 64,99 € und das andere 17 % mehr oder 69,99 €. Ebenfalls neu für 5 € mehr oder 64,99 € erhältlich ist z.B. Rapunzels Turm, da dieser aber von 2020 stammt, ist er unter Berücksichtigung der normalen Inflation nicht teurer geworden. Tatsächlich gar nicht teurer oder quasi sogar billiger geworden ist z.B. das 21056 Taj Mahal von 2021 für 119,99 €.
Ob und zu welchem Preis sich ein Set lohnt, hängt davon ab, was man damit anfangen möchte: Als reinen Teilespender habe ich mir jetzt z.B. den 42070 Allrad-Abschleppwagen von 2017 aka „Blaues Elend“ gebraucht für 99 € gekauft. Allein ein Rad kostet bei Bricklink im Schnitt 7,24 € und bei sechs Stück summiert sich das auf 43,44 €. Dazu Infrarotempfänger für 17,10 €, M-Motor für 23,99 €, XL-Motor für 34,79 €, macht in Summe 119,32 € oder 1.853 Teile für lau. Das hätte sich also auch bei 150 € oder 180 € noch gelohnt, aber dann hört es halt angesichst der Schwächen des Modells irgendwann auf.
Bei größeren Sets ist bei mir auch der Platz ausschlaggebend, d.h. falls ich eine Titanic kaufen würde, müsste ich mich z.B. von einem 75252 Sternenzerstörer trennen. Verständlicherweise hätte ich dann gerne mindestens 600 € dafür, oder würde eben nur ungern mehr als 500 € bezahlen. Noch besser wäre ich zahle nur 400 € und bekomme 600 €, dann könnte ich 200 € für zusätzliche Teile ausgeben und versuchen z.B. das fehlende Deck zu ergänzen. Natürlich ist es ein Hobby und soll in erster Linie auch Spaß machen, nur wenn man hier und da ein paar Euro spart, kann man sich eben auch mehr Sets oder anderen Luxus leisten. Außerdem gehört zum systematischen Sammeln von beliebten oder seltenen Sets doch auch, sich mit deren Wert zu beschäftigen.
Zwischen Teilespendern und Sammelobjekten liegen dann Spielzeug-Sets bis etwa 100 €, die normalerweise irgendwo in einem Kinderzimmer verschütt gehen oder beschädigt werden. Einerseits ist der Preis also relativ egal und man kann die getrost in Einzelteile zerlegen, andererseits gibt es da aber auch Sets wie den 75955 Hogwarts Express für 89,99 €, der auch in einer Vitrine schick aussieht. Vor allem natürlich dann, wenn man ihn zwei- oder dreimal kauft und etwas größer und vielleicht auch in Dunkelrot baut, dann ist man aber auch schnell wieder in einem Bereich, wo Geld doch wieder eine größere Rolle spielt. Und in die Kategorie um die 100 € fällt z.B. auch der kleine 75257 Millenium Falke für 159,99 € mit rein, aber nur, wenn man ihn denn irgendwo mit 30 bis 40 % Rabatt bekommt.
Abschließen sei noch erwähnt, dass es für mich keine Alternativen zu Lego gibt. Im Fernsehen wird aktuell z.B. für einen Bausatz der Titanic in 1:200 mit Licht und Funktionen geworben, der kostet dann 1.801,60 € oder 2.011,60 € im Premium-Abo inklusive Vitrine. Der ist allerdings hinüber, wenn er auf den Boden fällt, man kann nicht einfach ein paar Steine ergänzen oder weglassen, und wenn man sich Vorgängermodelle vom gleichen Hersteller anschaut, dann bekommt man gebraucht maximal die Hälfte des Kaufpreises, je nachdem wie perfekt die gebaut, lackiert und konserviert wurden. Ähnliches gilt nicht nur für wesentlich günstigere Bausätze, 3D-Puzzle oder RC-Modelle, sondern auch für Klemmbausteine anderer Hersteller. Selbst wenn das eine Limited Edition ist, hat man halt immer noch einen großen Nachteil gegenüber dem Marktführer, nämlich die Verfügbarkeit der Steine für Umbauten und die getrennte Lagerung vom Rest der Sammlung.