LegoConnex
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Hallo in die Runde,
kurz zu meiner Person: Mein Name ist Dirk, geboren nahe Dresden kurz vor dem Scheitern der DDR und wohne mittlerweile seit 7 Jahren bei Mühldorf am Inn in Oberbayern. Ich bin seit eben diesen 7 Jahren bei einem berühmt-berüchtigten Eisenbahninfrastrukturunternehmen unter Vertrag. Gelernt habe ich ursprünglich den Beruf als Fahrdienstleiter und bin heute dank integriertem Studium im Bereich Bahnbetrieb und Infrastruktur in der Planung des Bahnbetriebs und der gesamten Infrastruktur tätig.
An meinem Bezug zur Eisenbahn ist meine Oma "schuld", welche mich regelmäßig zum Bahnhof geschleppt hat ;-)
Zu LEGO bin ich mit 7 Jahren gekommen. Damals war mein Weihnachtsgeschenk nach 6 Monate warten wirklich der schwere Güterzug 4565. Seitdem hat mich das Thema LEGO Eisenbahn nicht mehr losgelassen. Seit dem Jahr 2006 habe ich mich von den üblichen Sets immer weiter verabschiedet. Ausschlaggebend waren die Anmeldung bei 1000steine und der Zugang zu bricklink. Damals habe ich mich entschieden zur 8w-Fraktion zu wechseln. Dem 9V-System bin ich auch nach dem Sterben nach 2003 treu geblieben.
Im Folgenden möchte ich mich nach zahlreichen Nachfragen zu meinem Gleissystem äußern. Zu Fahrzeugen wird ex vielleicht in Zukunft mal ein paar separate Posts geben. Soviel sei verraten: Ich gehöre zur modernen Fraktion.
Wie wohl jedem Eisenbahner ist der kleine Bogenradius der LEGO-Gleise auch mir ein Dorn im Auge. Spätestens nach dem Umstieg auf 8w war klar, dass für den Bau annähernd realistischer Modelle (meine Wahl: Maßstab: 1:45) die LEGO-Radien nicht zu gebrauchen sind. Ich habe die Idee von Holger Matthes zum Bau großer Radien mit 9V-Geraden bestaunt, aber das Problem der Weichen war nicht gelöst. Als dann in den Jahren 2005....2006 klar war, dass das 9V-System aussterben wird, war der Bedarf eines anderen Gleissystems immer größer. Die ersten Tests anderer Leute mit den RC-Zügen waren ernüchternd und die Vielfalt von Drittanbietern mit Eigenprodukten mit größeren Bogenradien inkl. Weichen war nicht absehbar. Was nun?
Meine Zielsetzung war ein Gleissystem für 9V. Ich habe nie über eine andere Spurweite nachgedacht, da ich LEGO nicht ersetzen wollte. Ich wollte „nur“ das ersetzen, was unabdingbar war: Den Bogenradius. So können auch andere AFOLs mit ihren Fahrzeugen auf meinen Gleisen fahren.
Man googelt ja doch ein wenig. Irgendwann stieß ich zufällig auf ein Foto was ich sehr interessant fand. Jemand hatte Modellbahnschienen der Gartenbahn mittels den Schienenverbindern auf 2x8-Platten befestigt. Die Schienenverbinder hatte er an der Unterseite eingeschnitten und nach unten gebogen. Von den 2x8-Platten wurden die 2. und 7. Reihe der Noppen entfernt und in die Löcher wurden die Nasen der Schienenverbinder gesteckt und umgebogen. Derjenige hatte allerdings die Schienenverbinder nicht fest an den Schienen angebracht, sodass die Schwellen verrutschten. Dies sah entsprechend bescheiden aus und machte das Gleis instabil - man konnte es seitlich verbiegen. Aber die Grundidee war gut!
Darauf aufbauend habe ich die 9V-Gleise vermessen: Schienenkopfbreite, Schienenhöhe ohne Schwelle, Fußbreite (wegen der Spurkränze). Anschließend wurde im Modellbahnbereich nach Schienen mit einem ähnlichen Profil gesucht. Als passend hat sich das Spur 1-Profil ergeben. Ich suchte mir im Jahr 2007 einen Internetshop und bestellte 2x 1 Meter Schiene.
Nun stand die Frage: Wie kommt man die Schiene auf eine 2x8-Platte? Ich wollte damals an das Erscheinungsbild der 9V-Gleise anschließen. Mangels Ideen war die Umsetzung recht radikal: Wie auch bei der im Inet gefundenen Variante habe ich reichlich 2x8-Platten in dbg bestellt und jeweils die 2. und 7. Noppenreihe entfernt. Anschließend wurden die Schienen mittels einer kleinen, einfachen Schablone (aus LEGO-Grundplatten und -Teilen) mit Sekundenkleber auf die 2x8-Platten geklebt. Allerdings passte das Raster nicht ganz ... bei 31 Schwellen braucht man 99,2 cm. Für das sinnvollere Raster von 32 Schwellen (also 8x LEGO-Gerade) wären 102,4 cm Schiene erforderlich gewesen ... ok, erste Fehlplanung.
Das Ergebnis war nicht unbedingt schlecht, aber mit nur einer ca. einen Meter langen Geraden lies sich nicht viel testen. Ich bestellte mir zwei weitere einen Meter lange Schienen und fragte an, ob die Schienen auch vorgebogen um einen bestimmten Radius geliefert werden können. Zu meinem Erstaunen war dies durch die Firma lieferbar und ich habe insgesamt 2x16 gebogene Schienen bestellt. Ich kann heute allerdings nicht mehr nachvollziehen wie ich auf den Radius gekommen bin ... irgendwas mit 1,2 m. Einige Stunden Schnibeln, Schienen sägen und Kleben erbrachten einen Gleiskreis von ca. 2,4 x 3,4 m.
Jetzt konnte man ja mal testen wie es sich fährt. Etwas provisorisch konnte ich normale 9V-Anschlusskabel auf die Schwellen stecken und schon "stand der Kreis unter Strom".
Ergebnis:
Klar war, dass man die Schienen beibehalten konnte, da diese die Anforderungen voll erfüllten, aber für die Befestigung und die Schwellen musste etwas anderes her. Für Schwellen fand sich schnell die Lösung in 1x8-Fleisen. Hier müssen keine Noppen entfernt werden und es passt von den Abmessungen zu realen Eisenbahnschwellen. Der Schwellenabstand wäre mit 2 Noppen aber zu klein und mit 3 Noppen zu groß gewesen. Ich habe mich daher - trotz des unsymmetrischen Maßes - für das realitätsnahe Maß von 2,5 Noppen entscheiden. Mittels AZMEPs lässt sich auch hier aus normalen LEGO-Platten eine Schablone bauen. Demnach sind nun für einen Meter Gleis genau 50 1x8-Fliesen erforderlich.
Nun die Befestigung der Schiene auf der 1x8-Fliese. Die Firma, von welcher ich die Schienen bestellt hatte, bietet auch zahlreiche Komponenten an. Darunter Kleineisen aus ABS. Kleineisen werden in der Realität beim schweren Oberbau mit Holzschwellen sowie älteren Betonschwellen auf die Schwelle geschraubt und darauf die Schiene aufgeschraubt. Im Modell werden die Kleineisenimitate unter Druckspannung auf die Schienen geschoben und anschließend auf die Schwellen geklebt. Durch ein kleines Loch an der Unterseite der Kleineisen wird - zusätzlich zum Seitendruck auf die Schiene - auch die Schiene mit festgeklebt, sodass ein Durchrutschen der Schiene recht unwahrscheinlich ist. Bekannterweise klebt sich ABS und LEGO sehr gut! Das realistische Aussehen der Kleineisen war aber auch der Nachteil: Die Spurkränze der LEGO-Radsätze sind so hoch, dass sie auf den Schienenschrauben auf der Innenseite aufsitzen. Die einzige Lösung besteht darin auf der Innenseite diese Schraubimitationen von jedem Kleineisen mit der Hand zu entfernen ... 100 Mal je laufenden Meter.
Der zweite Bauversuch war trotz des hohen Fertigungsaufwandes sehr vielversprechend. Die Stabilität ist um Welten besser als der erste Versuch, ebenso das Erscheinungsbild. Demgegenüber möchte ich jetzt alle Gedanken "das ist doch die günstige Alternative" dennoch den Wind aus den Segeln nehmen. Die Materialkosten belaufen sich - abhängig vom Preis für die 1x8-Fleisen - zwischen 31 € und 35 € je Meter. Allein die Kleineisen kosten 15 € je Meter. Obendrauf kommen noch 1,5 h Handarbeit. Dabei kann man allein für den Materialpreis für 8x 9V-Geraden problemlos 4 € je Stück ausgeben.
Nach dem Bau der ersten Meter geraden Gleises galt es auch Gleisbögen zu fertigen. Allerdings sollte es nicht irgendein Radius sein. Meine Ansprüche waren:
Den Radius 2 habe ich bis heute nicht verwirklicht, obwohl die Schablone dafür gemeinsam mit derer des Radius 1 erstellt wurde. Ich suche noch nach einer Lösung zur Anfertigung einer genauen Schablone – hier stelle ich mir ein mit einer CNC-Fräse gefertigtes Negativ vor. Allerdings weiß ich bisher nicht welche Firma mir so etwas herstellen könnte.
Der dritte und wohl wichtigste Part eines Gleissystems sind die Weichen. Mein bisheriger Lieferant für die Schienen hat auch verschiedene Kleineisen für Weichen, Weichenzungen und Herzstücke in Programm. Das ermöglichte den grundsätzlichen Ansatz für eine Weiche. Neben den Gleisbogenradien gibt es jedoch einiges mehr zu beachten:
Mit einigen Rechnereien entschied ich mich für einen Gleisabstand von 20 Noppen und einen Radius von 132 cm. Dabei waren 19 Schwellen je Weiche und dem Gegenbogen sowie eine 9 Schwellen lange Zwischengerade erforderlich. Im geraden Stang ist die Weiche 21 Noppen lang, sodass für einen gleichlangen Abschluss mit den Zweiggleis eine weitere 25 Schwellen lange Gerade notwendig ist. Mir ist bewusst, dass diese Planung nicht für Gleisverbindungen passt (Gleisabstand 16 Noppen). Zudem entsteht dadurch ein dritter Radius nur für die Weichen. Die ideale Lösung ist dies mit Sicherheit noch nicht, aber ich habe darauf aufbauend je eine Schablone für eine linke und rechte Weiche gebaut. Die Weichen besitzen innerlich keine elektrischen Trennungen, sodass die Zungenstellung die Stromübertragung sicherstellen muss. Zum nächsten Gleis müssen – bei mehr als einer Weiche pro Bahnhofskopf – Isolierverbinder eingebaut werden, da es sonst zu Kurzschlüssen kommt. Die Zungen müssen untereinander durch eine Zungenverbindungsstange aus Kunststoff verbunden werden.
Bei den ersten Versuchen stellte ich heraus:
Im Jahr 2019 – rund 9 Jahre nach der Fertigung der 2. Version meiner 9V-Gleise – hat mich Holger Matthes zur aktiven Teilnahme an BB2019 überredet. Grundlage dafür war unser Treffen auf BB2018, bei dem ich auf seinen 9V-ME-Models Gleisen eine Runde mit meinen Fahrzeugen gefahren bin.
Zu diesem Zeitpunkt standen mir neben den beiden genannten Weichen (inkl. Gegenbögen, Zwischengeraden und Ausgleichsgeraden) und den 20 Gleisbögen (Radius 1) für eine Kreis noch 8 Meter gerades Gleis zur Verfügung. Bei der geplanten Anlagengröße habe ich in einem halben Jahr rund 40 m gerades Gleis neu gefertigt. Dabei habe ich mich nun auf eine Einheitslänge von 64 cm festgelegt. Dies entspricht mit 32 Schwellen 80 Noppen, was wiederum 2x 32x32er und 1x 16x32er Grundplatte als Modul für eine eingleisige Strecke entspricht.
Da ich bis dato nur eine provisorische Stromversorgung hatte, war auch hier noch Entwicklungsarbeit nötig. Hierzu beschaffte ich von der Gartenbahn Anschlussklemmen, welche aufgrund der hohen LEGO-Spurkränze wieder angepasst werden mussten. Der große Querschnitt des Vollschienenprofils und die größere Gleisstücklänge (weniger Übergänge) haben nur einen geringen Spannungsabfall im Vergleich zu den 9V-Gleisen von LEGO zur Folge. Bei dem ca. 45 m umfassenden Gleislayout habe ich vier Einspeisungen geplant. Der Querschnitt von 2,5 mm² der Kabel ist auch sehr hoch angesetzt, aber es gab auch keinen Grund einen kleineren zu nutzen.Ingesamt musste ich mir kurzfristig Ausrüstung und Erfahrung zum Crimpen von Kabelschuhen beschaffen bzw. sammeln.
Ich hatte vorgesehen mit zwei normalen 9V-Fahrpulten parallel zu fahren, damit 4 9V-Motoren dauerhaft betrieben werden können. Da auch Kai mit einem Thalys zu BB2019 kam, brachte er zwei seiner aufgerüsteten 9V-Fahrpulte mit einem größeren Netzteil mit. Damit konnten wir bis zu 6 9V-Motoren auf der Anlage fahren. Flogo war zur Ausstellung mit ausgestattet, sodass wir im Betrieb auch die Gleisspannung messen konnten. Der Spannungsabfall an der entferntesten Stelle lag bei max. 8 %.
Auf der großen Anlage ließ sich auch wundervoll die Überlegenheit von 9V und PF-Radsätzen nachweisen. Gerade die 9V-Radsätze laufen durch ihre starre Achse und der konischen Ausbildung der Räder – wie in der Realität – im Sinuslauf. Die Spurkräne stoßen nicht an der Schiene an und der Rollwiderstand ist dadurch sehr gering. Ein zweiachsiges Drehgestell hat es mit Schwung ohne Probleme über die gesamte Strecke von 45 m geschafft. Zulasten von 12 kg waren für zwei normale 9V-Motoren überhaupt kein Problem. Allerdings muss ich hinzufügen: ich habe alle 9V-Radsätze ausgefeilt, sodass die Räder nicht an den Achshaltern schleifen. Hier waren die Radsätze aus den 2001er „My Own Train“-Sets bekannterweise eine Fehlproduktion, sodass ohne diese Maßnahme auf normalen 9V-Gleisen vielmals mit fünf Wagen schon nichts mehr ging. Geölt sind die Radsätze aber nicht! Im Bild sieht man beim linken Radsatz des rechten Drehgestells die Einschnitte in den Radsatzhaltern. Der schwarze Karton dient der Verschleißminderung (kein Abrieb der Platten am Wagen mit den Fliesen auf dem Drehgestellt):
Die kleine dreiachsige LC Tax mit einem 9V-Motor zieht problemlos einen ca. 6 kg schweren Zug in Fahrstufe 1 an. Realitische Fahrgeschwindigkeiten fährt man mit Fahrstufe 3-4.
Wie erwähnt war BB2019 für mich eine Primäre. Nach dem Aufbautag und den ersten Fahrversuchen musste ich eine Weiche nacharbeiten, da ich eine Gleisverbindung geklebt hatte – entsprechend war der elektrische Kontakt nicht gegeben. Zudem fehlte mir an den Weichen eine Stelleinrichtung, sodass die Zungen nicht richtig anliegend blieben und der elektrische Kontakt nicht gegeben war. Dank Holger Matthes seinem gut sortieren Materiallager konnte ich am Abend aus wenigen Teilen und zwei Technikfedern Festhalteeinrichtungen basteln. Das Problem der aufbauenden Räder der 9V-Motoren zeigte sich vereinzelt und führte zu zwei, drei Entgleisungen. Hier muss ich definitiv die Konstruktion der Weichen an sich überarbeiten.
Bei den nächsten Ausstellungen möchte ich, neben der Lösung der technischen Probleme, zwei weitere Weichen bauen, sodass ein Bahnhof mit drei Gleisen machbar ist. Ein kleiner Teil der Strecke soll dann auch mit Modulen unterbaut sein. Este Versuche hatte ich dazu bei BB2018:
Für diejenigen, welche bis hierher weitergelesen haben und immer noch interessiert sind. Der Modellbahnhändler meines Vertrauens ist die Hegob Modellbahn GmbH (www.hegob.de) aus Solingen. Die Internetseite ist schon länger offline (jaja, die Datenschutzverordnung …) und wird erst seit einigen Wochen wieder Stück für Stück neu aufgebaut.
Viele Grüße aus Oberbayern,
Dirk
kurz zu meiner Person: Mein Name ist Dirk, geboren nahe Dresden kurz vor dem Scheitern der DDR und wohne mittlerweile seit 7 Jahren bei Mühldorf am Inn in Oberbayern. Ich bin seit eben diesen 7 Jahren bei einem berühmt-berüchtigten Eisenbahninfrastrukturunternehmen unter Vertrag. Gelernt habe ich ursprünglich den Beruf als Fahrdienstleiter und bin heute dank integriertem Studium im Bereich Bahnbetrieb und Infrastruktur in der Planung des Bahnbetriebs und der gesamten Infrastruktur tätig.
An meinem Bezug zur Eisenbahn ist meine Oma "schuld", welche mich regelmäßig zum Bahnhof geschleppt hat ;-)
Zu LEGO bin ich mit 7 Jahren gekommen. Damals war mein Weihnachtsgeschenk nach 6 Monate warten wirklich der schwere Güterzug 4565. Seitdem hat mich das Thema LEGO Eisenbahn nicht mehr losgelassen. Seit dem Jahr 2006 habe ich mich von den üblichen Sets immer weiter verabschiedet. Ausschlaggebend waren die Anmeldung bei 1000steine und der Zugang zu bricklink. Damals habe ich mich entschieden zur 8w-Fraktion zu wechseln. Dem 9V-System bin ich auch nach dem Sterben nach 2003 treu geblieben.
Im Folgenden möchte ich mich nach zahlreichen Nachfragen zu meinem Gleissystem äußern. Zu Fahrzeugen wird ex vielleicht in Zukunft mal ein paar separate Posts geben. Soviel sei verraten: Ich gehöre zur modernen Fraktion.
Wie wohl jedem Eisenbahner ist der kleine Bogenradius der LEGO-Gleise auch mir ein Dorn im Auge. Spätestens nach dem Umstieg auf 8w war klar, dass für den Bau annähernd realistischer Modelle (meine Wahl: Maßstab: 1:45) die LEGO-Radien nicht zu gebrauchen sind. Ich habe die Idee von Holger Matthes zum Bau großer Radien mit 9V-Geraden bestaunt, aber das Problem der Weichen war nicht gelöst. Als dann in den Jahren 2005....2006 klar war, dass das 9V-System aussterben wird, war der Bedarf eines anderen Gleissystems immer größer. Die ersten Tests anderer Leute mit den RC-Zügen waren ernüchternd und die Vielfalt von Drittanbietern mit Eigenprodukten mit größeren Bogenradien inkl. Weichen war nicht absehbar. Was nun?
Meine Zielsetzung war ein Gleissystem für 9V. Ich habe nie über eine andere Spurweite nachgedacht, da ich LEGO nicht ersetzen wollte. Ich wollte „nur“ das ersetzen, was unabdingbar war: Den Bogenradius. So können auch andere AFOLs mit ihren Fahrzeugen auf meinen Gleisen fahren.
Man googelt ja doch ein wenig. Irgendwann stieß ich zufällig auf ein Foto was ich sehr interessant fand. Jemand hatte Modellbahnschienen der Gartenbahn mittels den Schienenverbindern auf 2x8-Platten befestigt. Die Schienenverbinder hatte er an der Unterseite eingeschnitten und nach unten gebogen. Von den 2x8-Platten wurden die 2. und 7. Reihe der Noppen entfernt und in die Löcher wurden die Nasen der Schienenverbinder gesteckt und umgebogen. Derjenige hatte allerdings die Schienenverbinder nicht fest an den Schienen angebracht, sodass die Schwellen verrutschten. Dies sah entsprechend bescheiden aus und machte das Gleis instabil - man konnte es seitlich verbiegen. Aber die Grundidee war gut!
Darauf aufbauend habe ich die 9V-Gleise vermessen: Schienenkopfbreite, Schienenhöhe ohne Schwelle, Fußbreite (wegen der Spurkränze). Anschließend wurde im Modellbahnbereich nach Schienen mit einem ähnlichen Profil gesucht. Als passend hat sich das Spur 1-Profil ergeben. Ich suchte mir im Jahr 2007 einen Internetshop und bestellte 2x 1 Meter Schiene.
Nun stand die Frage: Wie kommt man die Schiene auf eine 2x8-Platte? Ich wollte damals an das Erscheinungsbild der 9V-Gleise anschließen. Mangels Ideen war die Umsetzung recht radikal: Wie auch bei der im Inet gefundenen Variante habe ich reichlich 2x8-Platten in dbg bestellt und jeweils die 2. und 7. Noppenreihe entfernt. Anschließend wurden die Schienen mittels einer kleinen, einfachen Schablone (aus LEGO-Grundplatten und -Teilen) mit Sekundenkleber auf die 2x8-Platten geklebt. Allerdings passte das Raster nicht ganz ... bei 31 Schwellen braucht man 99,2 cm. Für das sinnvollere Raster von 32 Schwellen (also 8x LEGO-Gerade) wären 102,4 cm Schiene erforderlich gewesen ... ok, erste Fehlplanung.
Das Ergebnis war nicht unbedingt schlecht, aber mit nur einer ca. einen Meter langen Geraden lies sich nicht viel testen. Ich bestellte mir zwei weitere einen Meter lange Schienen und fragte an, ob die Schienen auch vorgebogen um einen bestimmten Radius geliefert werden können. Zu meinem Erstaunen war dies durch die Firma lieferbar und ich habe insgesamt 2x16 gebogene Schienen bestellt. Ich kann heute allerdings nicht mehr nachvollziehen wie ich auf den Radius gekommen bin ... irgendwas mit 1,2 m. Einige Stunden Schnibeln, Schienen sägen und Kleben erbrachten einen Gleiskreis von ca. 2,4 x 3,4 m.
Jetzt konnte man ja mal testen wie es sich fährt. Etwas provisorisch konnte ich normale 9V-Anschlusskabel auf die Schwellen stecken und schon "stand der Kreis unter Strom".
Ergebnis:
- funktioniert! 10 kg Zugmassen fahren problemlos mit 3 9V-Motoren in Fahrstufe 1 und es sieht nicht so bescheiden aus wie in LEGO-Gleisbögen.
- der Radius ist schön, aber etwas mehr wäre vielleicht noch schöner. Es sollten aber noch 2 m wie bei langgezogenen Kurven aus 9V-Geraden werden
- die Gleise sind ca. 0,5 mm niedriger als die LEGO-Gleise. Das macht den Übergang unschön.
- Das Kleben von Metall ist nicht stabil. Verwindet man die Gleise etwas, lässt sie fallen oder ist das Spurmaß am Übergang nicht einheitlich (Seitendruck beim Zusammenstrecken), dann lösen sich die Schwellen
- Problem Weiche ist ungelöst und unter dem Stabilitätsaspekt mit dieser Lösung nicht umsetzbar
Klar war, dass man die Schienen beibehalten konnte, da diese die Anforderungen voll erfüllten, aber für die Befestigung und die Schwellen musste etwas anderes her. Für Schwellen fand sich schnell die Lösung in 1x8-Fleisen. Hier müssen keine Noppen entfernt werden und es passt von den Abmessungen zu realen Eisenbahnschwellen. Der Schwellenabstand wäre mit 2 Noppen aber zu klein und mit 3 Noppen zu groß gewesen. Ich habe mich daher - trotz des unsymmetrischen Maßes - für das realitätsnahe Maß von 2,5 Noppen entscheiden. Mittels AZMEPs lässt sich auch hier aus normalen LEGO-Platten eine Schablone bauen. Demnach sind nun für einen Meter Gleis genau 50 1x8-Fliesen erforderlich.
Nun die Befestigung der Schiene auf der 1x8-Fliese. Die Firma, von welcher ich die Schienen bestellt hatte, bietet auch zahlreiche Komponenten an. Darunter Kleineisen aus ABS. Kleineisen werden in der Realität beim schweren Oberbau mit Holzschwellen sowie älteren Betonschwellen auf die Schwelle geschraubt und darauf die Schiene aufgeschraubt. Im Modell werden die Kleineisenimitate unter Druckspannung auf die Schienen geschoben und anschließend auf die Schwellen geklebt. Durch ein kleines Loch an der Unterseite der Kleineisen wird - zusätzlich zum Seitendruck auf die Schiene - auch die Schiene mit festgeklebt, sodass ein Durchrutschen der Schiene recht unwahrscheinlich ist. Bekannterweise klebt sich ABS und LEGO sehr gut! Das realistische Aussehen der Kleineisen war aber auch der Nachteil: Die Spurkränze der LEGO-Radsätze sind so hoch, dass sie auf den Schienenschrauben auf der Innenseite aufsitzen. Die einzige Lösung besteht darin auf der Innenseite diese Schraubimitationen von jedem Kleineisen mit der Hand zu entfernen ... 100 Mal je laufenden Meter.
Der zweite Bauversuch war trotz des hohen Fertigungsaufwandes sehr vielversprechend. Die Stabilität ist um Welten besser als der erste Versuch, ebenso das Erscheinungsbild. Demgegenüber möchte ich jetzt alle Gedanken "das ist doch die günstige Alternative" dennoch den Wind aus den Segeln nehmen. Die Materialkosten belaufen sich - abhängig vom Preis für die 1x8-Fleisen - zwischen 31 € und 35 € je Meter. Allein die Kleineisen kosten 15 € je Meter. Obendrauf kommen noch 1,5 h Handarbeit. Dabei kann man allein für den Materialpreis für 8x 9V-Geraden problemlos 4 € je Stück ausgeben.
Nach dem Bau der ersten Meter geraden Gleises galt es auch Gleisbögen zu fertigen. Allerdings sollte es nicht irgendein Radius sein. Meine Ansprüche waren:
- Radius zwischen 1,2 und 1,5 m (max. 1,8 m), idealerweise in ganzen Noppen
- Zwei Gleisbogenradien mit einem Gleismittenabstand von 16 Noppen
- Wahl des Umfanges so, dass 16, 20 oder 24 Gleisstücke für einen Vollkreis entstehen
- Der Umfang muss ein Vielfaches von 2x16xX, 2x20xX oder 2x24xX cm sein (d.h. ganze Schwellen also ein vielfaches von 2 cm je Gleisbogenstück)
- Radius 1: 140,06 cm = 175,07 Noppen, 20 Gleisstücke (18 Grad) zu je 22 Schwellen
- Radius 2: 152,86 cm = 191,07 Noppen, 20 Gleisstücke (18 Grad) zu je 24 Schwellen
Den Radius 2 habe ich bis heute nicht verwirklicht, obwohl die Schablone dafür gemeinsam mit derer des Radius 1 erstellt wurde. Ich suche noch nach einer Lösung zur Anfertigung einer genauen Schablone – hier stelle ich mir ein mit einer CNC-Fräse gefertigtes Negativ vor. Allerdings weiß ich bisher nicht welche Firma mir so etwas herstellen könnte.
Der dritte und wohl wichtigste Part eines Gleissystems sind die Weichen. Mein bisheriger Lieferant für die Schienen hat auch verschiedene Kleineisen für Weichen, Weichenzungen und Herzstücke in Programm. Das ermöglichte den grundsätzlichen Ansatz für eine Weiche. Neben den Gleisbogenradien gibt es jedoch einiges mehr zu beachten:
- Der Radius darf nicht zu groß sein, da sonst die verfügbaren Weichenzungen nicht lang genug sind (Abstand zwischen den Zwischenschienen in der Weiche in Höhe der Zungenwurzel)
- Endneigung im Herzstück: gerades Herzstück oder Bogenherzstück? Können individuelle Herzstücke bestellt werden?
- Gleisabstand
Mit einigen Rechnereien entschied ich mich für einen Gleisabstand von 20 Noppen und einen Radius von 132 cm. Dabei waren 19 Schwellen je Weiche und dem Gegenbogen sowie eine 9 Schwellen lange Zwischengerade erforderlich. Im geraden Stang ist die Weiche 21 Noppen lang, sodass für einen gleichlangen Abschluss mit den Zweiggleis eine weitere 25 Schwellen lange Gerade notwendig ist. Mir ist bewusst, dass diese Planung nicht für Gleisverbindungen passt (Gleisabstand 16 Noppen). Zudem entsteht dadurch ein dritter Radius nur für die Weichen. Die ideale Lösung ist dies mit Sicherheit noch nicht, aber ich habe darauf aufbauend je eine Schablone für eine linke und rechte Weiche gebaut. Die Weichen besitzen innerlich keine elektrischen Trennungen, sodass die Zungenstellung die Stromübertragung sicherstellen muss. Zum nächsten Gleis müssen – bei mehr als einer Weiche pro Bahnhofskopf – Isolierverbinder eingebaut werden, da es sonst zu Kurzschlüssen kommt. Die Zungen müssen untereinander durch eine Zungenverbindungsstange aus Kunststoff verbunden werden.
Bei den ersten Versuchen stellte ich heraus:
- Bei normalen Radsätzen funktioniert die Herzstücküberfahrt einwandfrei, da die Radlenker ihren Auftrag erfüllen: Sie leiten den Radsatz von der Herzstückspitze weg, sodass das Rad nicht auf die Herzstückspitze auffährt. Aber die 9V-Motoren mit ihren gefederten Spurkränzen müssen an den Schienen anliegen, wobei die Radlenker nutzlos sind. Bei ungünstigen Fahrverhalten stößt das Rad des ersten Radsatzes auf die Herzstückspitze an und entgleist.
- Die Weichenzungen werden an der Spitze leicht nach oben gedrückt. Die Zungenverbindungsstange muss die Zungen gegen die Backenschienen nach unten drücken.
- Der elektrische Kontakt der Zungen mit den Backenschienen ist nicht immer sicher gewährleistet. Dies ist aber bei dieser Konstruktion der Weichen für die Stromversorgung des Herzstückbereichs erforderlich
Im Jahr 2019 – rund 9 Jahre nach der Fertigung der 2. Version meiner 9V-Gleise – hat mich Holger Matthes zur aktiven Teilnahme an BB2019 überredet. Grundlage dafür war unser Treffen auf BB2018, bei dem ich auf seinen 9V-ME-Models Gleisen eine Runde mit meinen Fahrzeugen gefahren bin.
Zu diesem Zeitpunkt standen mir neben den beiden genannten Weichen (inkl. Gegenbögen, Zwischengeraden und Ausgleichsgeraden) und den 20 Gleisbögen (Radius 1) für eine Kreis noch 8 Meter gerades Gleis zur Verfügung. Bei der geplanten Anlagengröße habe ich in einem halben Jahr rund 40 m gerades Gleis neu gefertigt. Dabei habe ich mich nun auf eine Einheitslänge von 64 cm festgelegt. Dies entspricht mit 32 Schwellen 80 Noppen, was wiederum 2x 32x32er und 1x 16x32er Grundplatte als Modul für eine eingleisige Strecke entspricht.
Da ich bis dato nur eine provisorische Stromversorgung hatte, war auch hier noch Entwicklungsarbeit nötig. Hierzu beschaffte ich von der Gartenbahn Anschlussklemmen, welche aufgrund der hohen LEGO-Spurkränze wieder angepasst werden mussten. Der große Querschnitt des Vollschienenprofils und die größere Gleisstücklänge (weniger Übergänge) haben nur einen geringen Spannungsabfall im Vergleich zu den 9V-Gleisen von LEGO zur Folge. Bei dem ca. 45 m umfassenden Gleislayout habe ich vier Einspeisungen geplant. Der Querschnitt von 2,5 mm² der Kabel ist auch sehr hoch angesetzt, aber es gab auch keinen Grund einen kleineren zu nutzen.Ingesamt musste ich mir kurzfristig Ausrüstung und Erfahrung zum Crimpen von Kabelschuhen beschaffen bzw. sammeln.
Ich hatte vorgesehen mit zwei normalen 9V-Fahrpulten parallel zu fahren, damit 4 9V-Motoren dauerhaft betrieben werden können. Da auch Kai mit einem Thalys zu BB2019 kam, brachte er zwei seiner aufgerüsteten 9V-Fahrpulte mit einem größeren Netzteil mit. Damit konnten wir bis zu 6 9V-Motoren auf der Anlage fahren. Flogo war zur Ausstellung mit ausgestattet, sodass wir im Betrieb auch die Gleisspannung messen konnten. Der Spannungsabfall an der entferntesten Stelle lag bei max. 8 %.
Auf der großen Anlage ließ sich auch wundervoll die Überlegenheit von 9V und PF-Radsätzen nachweisen. Gerade die 9V-Radsätze laufen durch ihre starre Achse und der konischen Ausbildung der Räder – wie in der Realität – im Sinuslauf. Die Spurkräne stoßen nicht an der Schiene an und der Rollwiderstand ist dadurch sehr gering. Ein zweiachsiges Drehgestell hat es mit Schwung ohne Probleme über die gesamte Strecke von 45 m geschafft. Zulasten von 12 kg waren für zwei normale 9V-Motoren überhaupt kein Problem. Allerdings muss ich hinzufügen: ich habe alle 9V-Radsätze ausgefeilt, sodass die Räder nicht an den Achshaltern schleifen. Hier waren die Radsätze aus den 2001er „My Own Train“-Sets bekannterweise eine Fehlproduktion, sodass ohne diese Maßnahme auf normalen 9V-Gleisen vielmals mit fünf Wagen schon nichts mehr ging. Geölt sind die Radsätze aber nicht! Im Bild sieht man beim linken Radsatz des rechten Drehgestells die Einschnitte in den Radsatzhaltern. Der schwarze Karton dient der Verschleißminderung (kein Abrieb der Platten am Wagen mit den Fliesen auf dem Drehgestellt):
Die kleine dreiachsige LC Tax mit einem 9V-Motor zieht problemlos einen ca. 6 kg schweren Zug in Fahrstufe 1 an. Realitische Fahrgeschwindigkeiten fährt man mit Fahrstufe 3-4.
Wie erwähnt war BB2019 für mich eine Primäre. Nach dem Aufbautag und den ersten Fahrversuchen musste ich eine Weiche nacharbeiten, da ich eine Gleisverbindung geklebt hatte – entsprechend war der elektrische Kontakt nicht gegeben. Zudem fehlte mir an den Weichen eine Stelleinrichtung, sodass die Zungen nicht richtig anliegend blieben und der elektrische Kontakt nicht gegeben war. Dank Holger Matthes seinem gut sortieren Materiallager konnte ich am Abend aus wenigen Teilen und zwei Technikfedern Festhalteeinrichtungen basteln. Das Problem der aufbauenden Räder der 9V-Motoren zeigte sich vereinzelt und führte zu zwei, drei Entgleisungen. Hier muss ich definitiv die Konstruktion der Weichen an sich überarbeiten.
Bei den nächsten Ausstellungen möchte ich, neben der Lösung der technischen Probleme, zwei weitere Weichen bauen, sodass ein Bahnhof mit drei Gleisen machbar ist. Ein kleiner Teil der Strecke soll dann auch mit Modulen unterbaut sein. Este Versuche hatte ich dazu bei BB2018:
Für diejenigen, welche bis hierher weitergelesen haben und immer noch interessiert sind. Der Modellbahnhändler meines Vertrauens ist die Hegob Modellbahn GmbH (www.hegob.de) aus Solingen. Die Internetseite ist schon länger offline (jaja, die Datenschutzverordnung …) und wird erst seit einigen Wochen wieder Stück für Stück neu aufgebaut.
Viele Grüße aus Oberbayern,
Dirk