Auf Legoausstellungen ist oft das Kieswerk des AFOL-Technicteams vertreten, sprich es gibt jede Menge Schüttgut, das verladen und transportiert werden will. Die Schuttmulde hat hier bereits gute Dienste geleistet, aber war mal kein Radlader in der Nähe oder stand das Förderband still, konnten die Krane mit der Mulde auch nicht arbeiten. Die Lösung heißt an dieser Stelle: Einseilgreifer
Natürlich ist es naheliegend, einen Greifer zu bauen, wenn man eigenständig mit einem Kran Schüttgut transportieren möchte. Aber das ist nicht so einfach: Ein Hydraulik- bzw. Pneumatikgreifer benötigt eine konstante Druckversorgung und eine Steuerung zum Öffnen und Schließen des Greifers. Die Umsetzung eines solchen Systems bei einem Turmdrehkran ist mehr als schwierig. Auch ein Greifer mit Linearzylindern und Elektroantrieb ist in diesem Fall keine Option, da Motor, Stromversorgung und Empfänger den Greifer viel zu groß und schwer machen würden. Seilbagger verwenden oft Seilgreifer mit 2 Seilen: Ein Hubseil, an dem der Greifer hängt und ein Schließseil, das über eine 2. Winde oder eine 2., an die Hubwindentrommel gekoppelte Seiltrommel gesteuert wird. Auch dieses System ist für einen Turmkran keine wirklich umsetzbare Variante.
Was noch bleibt ist das altbewährte System des mechanischen Einseilgreifers, wie es schon vor über 70 Jahren bei Seilbaggern eingesetzt wurde und auch heute noch in diversen Gebieten - unter Anderem auch an Turmkranen - Verwendung findet.
Inzwischen gibt es mehrere Varianten mit unterschiedlichen Mechaniken zum Öffnen und Schließen des Greifers, ich wollte aber inetwa die ursprüngliche Form nachbauen.
Hier ein Beispielfoto, dieser Greifer steht bei uns in der Gegend auf der Baustelle eines Mehrfamilienhauses und wird gelegentlich mit dem örtlichen Schnelleinsatzkran betrieben:
Leider ist die Mechanik nicht wirklich erkennbar und im Internet habe ich auch nichts dazu gefunden, daher habe ich mir selber eine Mechanik überlegt und gebaut.
Hier der fertige Greifer:
Und damit man auch etwas vom Aufbau erkennt:
Die Käseecke auf der 3er Kreuzachse mit halbem Pin dient als Mitnehmer fürs Schließen des Greifers. Die Kreuzachse wird am Öffnungs- bzw. Schließpunkt mechanisch raus- bzw. reingeschoben, wodurch die Käseecke am oberen halben Pin im senkrechten Liftarm aus- bzw. einrastet und somit den Greifer öffnet bzw. schließt. Damit sich der Schlitten mit dem Mitnehmer für das Schließen beim Absetzen des Greifers auch tatsächlich absenkt, befindet sich auf der Rückseite ein kleines Eisenbahngewicht.
Der Greifer gefällt mir optisch und größentechnisch sehr gut, auch die Betätigungsmechanik trägt nicht allzu sehr auf. Das Gewicht des Greifers von 93 Gramm ist für die Krane noch gut handelbar, auch im gefüllten Zustand. Das Öffnen und Schließen funktioniert auf einem ebenen, leicht rauen Boden (z.B. Teppich) sehr gut und zuverlässig, auf einem Schüttguthaufen ist immer etwas Glück dabei, da der Greifer gerne zu einer beliebigen Seite wegkippt und daher unter Umständen nicht richtig schließt bzw. öffnet.
Was mir sehr gut gefällt: Der Greifer hat aufgrund des Flaschenzugs eine sehr hohe Schließkraft und eine gute Eintauchtiefe, sodass er fast immer zu 100% gefüllt ist. So kann er tatsächlich in relativ kurzer Zeit viel Material bewegen und z.B. einen LKW effektiv beladen.
Als Schüttgut habe ich bisher runde 1x1er Bricks und Plates sowie 2er Pins getestet, die eignen sich sehr gut. Selbst Fliesen diverser Größen kann er aus einem Behälter aufnehmen. Auch größere Objekte, die nicht in den geschlossenen Greifer passen, kann er packen und transportieren.
Hier ein Video vom Betrieb: