Wenn man mal „Tridem“ googelt findet hauptsächlich Videos oder Verkaufsangebote aus dem Ausland. Das hat mich neugierig gemacht und tatsächlich gibt es z.B. bei Mercedes in Schweden diese Konfiguration auch ab Werk, dafür wird z.B. die nutzlastoptimierte „Loader“-Variante nicht angeboten:
In Frankreich ist beides erhältlich und es gab den Arocs sogar auch wie in der Lego-Variante mit drei Rippen im Kühlergrill, allerdings nur mit einer Art XS-Führerhaus:
Was mich stutzig gemacht ist aber, dass dort im 1. Schritt im Konfigurator jetzt zunächst die Energiequelle gewählt werden muss (Elektrisch oder konventionell) und siehe da, als ich den deutschen Konfigurator aufgerufen habe, ist dort seit Montag ebenfalls nicht nur der eActros verfügbar, sondern auch der Arocs als 8x4/4 ENA (ENA = Einzelbereifte Nachlaufachse).
Was sich nicht geändert hat ist, dass es den Actros weiterhin nur als Dreiachser gibt, und hier findet man auch noch nationale Unterschiede: In Frankreich z.B. gibt es keinen 6 x 4, weder mit 26 t noch mit 33 t, in Schweden wird dafür z.B. der 6 x 2 DNA (DNA = Doppeltbereifte Nachlaufachse) nicht angeboten. Wobei es in Frankreich zwar ein Werk gibt, aber nur von Mercedes CTT (Custom Tailered Trucks), d.h. die LKW kommen genau wie in Schweden aus Stuttgart oder Wörth, es kann also nur an der jeweiligen Gesetzgebung liegen.
In Deutschland sind Dreiachser wie bereits geschrieben mit 25 t ohne und 26 t mit doppelt bereifter Doppelachse möglich. In Frankreich gibt es nur 26 t, entsprechend sind einzelne Antriebsachsen auch mit 13 statt 11,5 t Achslast erlaubt, d.h. man muss sich nicht entscheiden zwischen geringerem Wendekreis und Verschleiß oder größerer Zuladung, sondern fährt in beiden Fällen mit dem 6 x 2 am besten.
In Schweden ist das genaue Gegenteil der Fall, hier sind Dreiachser bis zu 28 t erlaubt, nach Straßenverkehrsordnung aber wie in Deutschland nur 2 x 9,5 = 19 t für Doppelachsen. Ausnahme sind Doppelachsen mit einem Achsabstand von mind. 1,80 m, hier sind dann 20 t erlaubt und entsprechend haben Lenkachsen dann 8 statt 7,5 t Achslast, um eben in Summe auf 28 t zu kommen. Mit zwei Lenkachsen darf das Gesamtgewicht also 1 t höher sein als in Deutschland und damit ist das dann die beste Wahl, alternativ kommt höchstens der 6 x 4 in Frage, wenn man mehr Traktion möchte. Man könnte auch einfach sagen die DNA ist eine Kompromisslösung für Deutschland, wenn man 26 t und eine Liftachse möchte.
Ursprünglich ging es ja aber um die Variante Bergetruck / Rotator mit drei Hinterachsen wie beim Lego 42128, da machen Vor- oder Nachlaufachsen (VLA/NLA) natürlich erst recht Sinn, da diese Fahrzeuge auf dem Hinweg zum Unfallort immer leer unterwegs sind. Eine normale NLA wäre jedoch kontraproduktiv, da diese beim Abschleppen mit am stärksten belastet werden würde, hier bietet sich also die doppeltbereifte DNA an, oder eine liftbare Tandem-Antriebsachse (bei Volvo für 6 x 4 oder 8 x 4 erhältlich). Bei Mercedes ist dann das Problem, dass es den Actros wie gesagt nicht mehr umbaufrei mit vier Achsen und den Arocs eben nur als 6 x 2 VLA oder wie auch bei MAN jeweils nur als Schwerlastzugmaschine gibt. Die Vierachser mit NLA basieren allerdings auch auf dem 6 x 4, ich nehme daher an, dass ein Umbau auf Basis des 6 x 2 VLA ebenfalls mit überschaubarem Aufwand möglich ist, in dem eben eine Antriebsachse statt einer Lenkachse angebaut wird. Die Radstände sind dann aber auch dort die gleichen wie ab Werk verfügbar, da wäre MAN dann eher wieder raus, zumindest bei Ausführung mit Bergekran oder Rotator zusätzlich zu Seilwinde und Unterfahrlift und entsprechend mehr Platzbedarf.
Einen Überblick über die Varianten gibt es z.B. hier (Empl bietet übrigens auch die aktuellen MAN mit Allrad an):
https://www.reich-kfz.at/fuhrpark/
https://www.empl.at/nutzfahrzeuge/b...hleppbranche/schwere-berge-abschleppfahrzeuge
http://agefa-technik.de/index.php?id=13 (Edit: Seite wird jetzt leider überarbeitet)
Gefunden habe ich mit VLA allerdings nur einen älteren Scania, für die aktuellen Modelle wird diese Konfiguration wie bei MAN oder Mercedes aber auch nur für 3- und 5-Achser angeboten:
Scania scheint trotzdem die bessere Basis zu sein, was bei Mercedes eben noch dazukommt ist, dass die ENA immer zwangsgelenkt und liftbar ist, während die VLA ab Werk im Gegensatz zu Scania nur lenkbar angeboten wird. Als Liftachse bekommt man diese wieder nur als Sonderfertigung z.B. über Paul Nutzfahrzeuge und die DNA gibt es logischerweise immer nur lift- und nicht lenkbar. Eine große Rolle dürfte das bei der Herstellerwahl aber nicht spielen, denn auch da habe ich mal recherchiert. So geht ein 8 x 4 Pritschenfahrgestell bei etwa 125.000 € los und der Standard-Aufbau für Berge-LKW kostet z.B. bei Agefa Fahrzeugbau 225.000 €. In Summe sind das also mind. 350.000 € und mit Extras und drehbarem Aufbau kommt man locker über 500.000 €. Ein gepanzerter Bison für die Bundeswehr, Spezialfahrzeug für die Feuerwehr oder Brückenuntersichtgerät kostet sogar bis zu 750.000 €. Da ist eine Radstandsverlängerung vergleichsweise günstig und kostet z.B. bei Expeditions-Wohnmobilen bis etwa 1 m max. 10.000 €, wenn es das Fahrzeug nicht schon ab Werk mit diesem Radstand gab, und dadurch z.B. Kardanwellen in passender Länge nicht extra angefertigt werden müssen. Ansonsten ist der Aufwand für den Stahlbau kaum größer als für das Verlängern der Leitungen für Elektrik oder Druckluft und TÜV-Abnahme oder Achslastberechnung sind hauptsächlich lästig, kosten aber nur ein paar hundert Euro Gebühren. Selbst wenn 20.000 € oder 50.000 € zusätzlich anfallen sollten, fällt das in der Größenordnung kaum noch ins Gewicht, und dafür hat man dann ja genau das Fahrzeug, das man möchte.
Was bei Agefa auch noch steht ist, dass der 3-Achser die bessere Wahl ist, da Eigengewicht, Kraftstoffkosten, Verschleißkosten, Emissionswerte, Bremsweg und Anschaffungskosten geringer und Achslastverteilung, Traktion und Stauraum besser bzw. größer sind. Das gilt natürlich für alle Aufbauten, hier ist aber sogar die Hubleistung größer, da der Hebelweg der Abschleppbrille bis zur 1. Achse gehen kann, und damit bei gleicher Länge länger ist als beim 4-Achser. Idealer Kompromiss wäre dann eigentlich die Variante mit Vorlaufachse, das in einer Lego-Version umzusetzen reizt mich jetzt noch mehr! Ohne macht der 4-Achser nur Sinn, wenn man die 32 t braucht, z.B. eben durch das Mehrgewicht bei zusätzlichem Kran, drehbarem Aufbau oder robustem Fahrgestell.
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Edit:
Für die MAN-Freunde habe ich auch noch etwas von Empl:
MAN TGS 41.440 inklusive 8 x 8 und Radstandsverlängerung und außerdem brandneu (gestern ausgeliefert).
Eigentlich wollte ich nur wissen, was der Standard-Aufbau von Agefa wiegt, leider ist die Seite nicht mehr verfügbar. Bei Empl bin ich dann neben dem MAN auf einen Arocs 4451 gestoßen, der voll ausgerüstet 26,9 Tonnen wiegt. Ein 4151 8 x 4 mit L-Fahrerhaus kommt auf 10.853 kg, der reine Aufbau müsste also bei etwa 16 t liegen. Das Teil ist außerdem ein echtes Monster und kann bis zu 120 t ziehen, damit basiert er auch weniger auf den normalen Pritschenfahrgestellen, sondern mehr auf den SLT-Schwerlastzugmaschinen. Steckt ja auch in der Typenbezeichnung drin (44 = 44 t, 51 = 510 PS). Die 44 ist dabei die technisch zulässige Achslast und setzt sich zusammen aus zweimal 13 t für die Hinter- und zweimal 9 t für die lenkbaren Achsen.
Im Straßenverkehr sind bei vier Achsen ja nur 32 t zugelassen und genau für das Abschleppen solcher Fahrzeuge ist er max. auch ausgelegt (ein 40 t wiegt zwar mehr, in dem Fall muss er aber nur etwa 4.000 kg oder die halbe Last der Zugmaschinen-Vorderachse stemmen). Mit einem Vierachser am Haken kommt er entsprechend auf um die 40 t, das ganze Gespann wiegt dann ja aber sogar über 70 t, wird also sowieso wie ein Schwertransport behandelt.
Ein Abschlepp-LKW mit drei Achsen hat jetzt den Vorteil, dass er von Haus aus schon leichter ist. Ein 3351 6 x 4 mit L-Fahrerhaus und dem größten Radstand liegt bei 9.098 kg, bleiben also 16.902 kg für den Aufbau bzw. ein Eigengewicht von nur etwa 25 t. Auf die Hinterachsen kommt als Abschlepplast im schlimmsten Fall etwa die Hälfte von zwei Vorderachsen oder ca. 7,5 t plus ein Teil des Fahrgestells mit etwa 4 t, d.h. bei 2 x 13 = 26 t Achslast reicht es nicht für den gesamten Aufbau. Auf die Vorderachse mit 9 t Achslast kämen aber nur ca. 5 t Lehrgewicht, d.h. mind. 1,5 t vom Aufbau müssen eben relativ weit vorne untergebracht werden.
Die Basis selber macht keinen so großen Unterschied, ein Arocs 3346 6x4 mit M-Führerhaus und dem zweitlängsten Radstand wiegt z.B. 8.921 kg, also auch nur 177 kg weniger. Beim Aufbau kann man aber ordentlich sparen, aktuelle Fahrzeuge konnte ich zwar nicht finden, aber bei truckscout24 z.B. wird derzeit ein Volvo FH 16 6 x 4 mit Empl-Aufbau gehandelt, der auf ein Leergewicht von nur 22.410 kg kommt, heißt also die Ausrüstung macht max. 3,6 t aus und da kann man sicher auf 1 t verzichten oder auch problemlos 1 oder 2 t mehr benötigen. Der hat übrigens auch 936.465 km auf dem Buckel, bei Erstzulassung im Oktober 2012 macht das 100.000 km pro Jahr oder 300 km pro Tag.
Das würde mich jetzt auch wieder zur Variante mit Vorlaufachse tendieren lassen. 1:1 kann ich den zwar auch nicht konfigurieren, ein 3351 ENA z.B. kommt aber nur auf 10.393 kg oder immerhin auch fast eine halbe Tonne weniger als der normale 8 x 4.
Das war jetzt wieder viel Theorie, aber wie gesagt ist es für mich einfacher einmal alles aufzuschreiben, statt nächtelang wach zu liegen und darüber nachzudenken. Und für einfach drauf los bauen fehlt es dann meistens an den Teilen gerade für das Fahrgestell. Außerdem macht ein Vierachsmonster in Lego für mich keinen Sinn, wenn es nicht wie das Vorbild auch ein Mehrfaches seines Eigengewichts abschleppen muss. Abgesehen davon, dass ich dafür gar kein Modell mit 10-20 kg zur Verfügung hätte oder wenigsten plane, wäre das wohl auch hart an der Grenze des Möglichen. Ebenso übrigens auch die Vorlaufachse, wenn sie lift- und lenkbar und noch gefedert sein soll. Von daher würde ich schauen, wie es beim SK mit dem Achsbau klappt, und dann entweder 8 x 4 VLA ohne oder 6 x 4 mit Federung umsetzen. Ersteren vielleicht sogar im kleineren Maßstab, dann könnte man auch versuchen größere Fahrzeuge zu bergen, die dann aber vielleicht nur 5 kg haben. Ich habe auch schon den 42112 Betonmischer daheim, da er im Angebot mit 50 % Rabatt zu haben war, und außerdem schon nette Anleitungen existieren z.B. zum Umbau auf RC oder europäischen Look. Den 42128 habe ich auch, eigentlich nur um die Technik im Kleinen zu studieren, andererseits bräuchte man hier gar nicht viel machen: Kurze Hütte drauf, Kran ein bisschen stabiler und RC optional da höchstens für den Antrieb. Ein Rotator ist es auch schon und im kleinen Maßstab reicht dann auch der Drehkranz mit 7 Noppen aus.