Da stellt sich wieder die große Frage, was zuerst da war, das Huhn oder das Ei?
Eigentlich nicht, zumindest wenn man die Minifigur ohne Noppe und Frisur betrachtet. Dann ist diese ja 4 Noppen hoch, also 4 x 9,6 mm = 38,4 mm. Man hat also zwar das gleiche Problem wie bei der Tür, dass es eigentlich 4,8-mal das Rastermaß von 8 mm ist, allerdings hat das auch den Charme, dass die Figur dann exakt 1.800 mm bei einem Maßstab von etwa 1:48 entspricht (oder genauer 1:46,88 bei 12 x 125 mm geteilt durch 4 x 8 = 32 mm oder 1:47,63 mit 5 Zoll bzw. 127 mm).
Ein Stein mit vier Noppen oder 32 mm entspricht aber z.B. auch der Spurweite bei Spur 0 oder 6,35 mm pro Fuß und die Maßstäbe 1:43 und 1:50 sind dann ganz einfach entstanden, indem man exakt 6 oder 7 mm pro Fuß angenommen hat, was für Europäer einfacher zu rechnen und zu bauen ist. 1:45 errechnet sich dann aus der Spur des Vorbildes von 1.435 mm geteilt durch die 32 mm der Modellspurweite, wobei die Normalspur mit 1.435 mm wieder 4 Fuß und 8,5 Zoll entspricht.
Das Thema Figur findet man dann z.B. auch in 1:72, wo diese 25 mm hoch sind, was umgerechnet ebenfalls exakt 1.800 mm entspricht. Auch dieser Maßstab entstammt dem imperialen System, entspricht also eigentlich 1/6 Zoll oder 4,233 mm je Fuß, so dass die Figur eines Menschen mit einer Größe von sechs Fuß eben exakt einen Zoll oder 25,4 mm groß sein müsste. Anders ausgedrückt könnte man auch sagen in Europa sind die Menschen nur 5 Fuß und etwa 11 Zoll groß oder der Maßstab eigentlich 1:70,9. Der Unterschied ist aber kaum wahrnehmbar, so dass man das Maßsystem vernachlässigen kann.
Vor allem, da auch Figuren mit 15 oder 20 mm verbreitet sind, die dann etwa dem Maßstab 1:100 bzw. 1:90 entsprechen. Andersrum werden auch Figuren mit 25 mm oder entsprechend große Militärfahrzeuge, Schiffe oder Flugzeuge bei Modelleisenbahnen in 1:87 oder H(alb)0 verwendet, da hier die Auswahl an derartigem Zubehör kleiner ist. Als Kompromiss werden dann auch noch Figuren mit 22,5 mm hergestellt, die etwa 1:82 sind, selbst damit wären im Modellbau aber noch Abweichungen von bis zu 20% oder Figuren mit umgerechnet einer Körpergröße zwischen etwa 1,40 m und 2,20 m gang und gäbe.
Ich denke also es liegt nahe, dass sich Lego an bewährten Systemen inklusive deren Nachteile orientiert hat, und es ist ja nicht nur legitim, sondern sogar Sinn und Zweck der Bausteine, alles mögliche in jedem beliebigen Maßstab zu bauen. Die angeboten Figuren von Micro- bis hin zu Buildable sind eben ein Kompromiss, eine etwas zu kleine oder zu große Figur ist aber immer noch besser als gar keine. Und ob man jetzt in 1:16 baut oder in 1:64 oder irgendwo dazwischen spielt eigentlich keine Rolle, wenn man aber z.B. realistische Wandstärken darstellen will, ist das ab 1:48 eigentlich unmöglich, da entspricht selbst eine Noppe ja schon fast 400 mm.
Größer ist also automatisch immer besser bzw. einfacher zu bauen, zu groß ist aber auch nicht gut, siehe Beispiel LKW/Zug, wobei 1.435 mm durch 37,5 mm 1:38 ergibt, ein Waggon mit 2,75 m also eigentlich 9 Noppen breit sein müsste. Das würde ich aber ebenso wie PKW mit 5 Noppen nur bauen, wenn ich das so möchte, und nicht weil es einem bestimmten Maßstab entspricht! Also wenn mir PKW am wichtigsten sind, dann baue ich die eben z.B. in 8 Noppen und Figuren, LKW, Züge oder auch Gebäude - so sie es überhaupt gibt - sind dann halt ein bisschen zu klein. Entsprechend interessiert mich aber auch nur am Rande, dass 8 Noppen exakt 2.000 mm bei 1:32 entsprechen, weil es eh z.B. keine Türen mehr in der Größe gibt. Habe ich aber LKW mit 6 Noppen, dann finde ich den Ansatz mit 5 Noppen super, wenn man die PKW schmäler haben möchte, aber detallierter als mit 4 Noppen. Ich bekomme aber niemals beides realistisch im gleichen Maßstab hin, da müsste man z.B. in 1:43 die LKW etwa 7,5 Noppen breit bauen.